SINE UND XPO1 HEMMUNG
DER XPO1-VERMITTELTE NUKLEÄRE EXPORT IST EINE WESENTLICHE FUNKTION IN ZELLEN
Der Kernexport und -import ist in humanen Zellen gut kontrolliert. Allein 30 bis 40 verschiedene Proteine bilden etwa 4.000 Kernporen des Zellkerns, durch die jeweils etwa 400 Moleküle pro Sekunde transportiert werden.1
Die regulierte Ausfuhr von großen Molekülen aus dem Zellkern in das Zytoplasma der Zelle ist ein entscheidender Prozess zur Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase. Während kleinere Moleküle passiv durch den Kernporenkomplex diffundieren können, erfordert der Transport von Makromolekülen (> 40 kDa) eine Interaktion zwischen Transportrezeptoren, den sogenannten Exportinen, und dem Kernporenkomplex.2 XPO1 war 1997 das erste Exportin das identifiziert wurde.3
XPO1 reguliert zahl–reiche Zellvorgänge
- Tumorsuppressorproteine, z.B. p53, BRCA1/2, p272
- Onkoproteine, z.B. SNAIL, Cycline, Survivin, DNA-Topoisomerasen, c-ABL2
- Wachstumsregulatoren, z. B. Glucocorticoidrezeptor4
- RNAs, z.B. rRNAs, snRNAs, mRNAs, micro RNAs und tRNAs2
XPO1 vermittelt den Kernexport von Hunderten von Proteinen und verschiedenen RNA-Arten
XPO1 ist in Myelomzellen überexprimiert4,5
Die physiologische Funktion von XPO1 ist in Tumorzellen häufig durch eine aberrante Überexpression gestört.4 Der dadurch verstärkte Export von Tumorsuppressoren und Wachstumsregulatoren kann die Signalwege des Zellwachstums beeinflussen, Apoptose verhindern und das Tumorwachstum fördern.3
Die Überexpression von XPO1 ist ein häufiges Merkmal bei vielen menschlichen Krebsarten und mit einer schlechten Prognose verbunden.5 Während eine amplifizierte Kopienzahl eine Erklärung für die Überexpression von XPO1 in Leukämie- und Lymphom-Subtypen erklären kann, ist bei der Mehrheit der humanen Krebsarten der Mechanismus der XPO1 Überexpression bisher unbekannt.3
Das Zusammenspiel zwischen XPO1 und den genannten Onkogenen kann zu einem Kreis gegenseitiger Verstärkung führen, da XPO1 deren Aktivität verstärkt und sie im Gegenzug die XPO1 Expression.6
XPO1 Überexpression hat zahlreiche Auswirkungen
- Tumorsuppressoren müssen im Zellkern lokalisiert sein, um DNA-Schäden zu erkennen, Reparaturvorgänge einzuleiten oder Apoptose zu initiieren, die das Tumorwachstum unterdrücken.7,8
- Die Überexpression von XPO1 führt zu einer abnormen Anreicherung der Tumorsuppressoren im Zytoplasma, was ihre funktionelle Inaktivierung zur Folge hat.7
- Die XPO1-Überexpression steigert den nukleären Export und die anschließende Translation mehrerer eIF4E-gebundener mRNAs die für Protoonkogene kodieren, einschließlich c-Myc, Cyclin D1 und MDM2.9
- Durch die Anreicherung und Expression von Schlüsselregulatoren des Zellwachstums wie c-Myc, c-Met und EGFR im Zytoplasma fördert die Überexpression von XPO1 eine unnatürliche, kontinuierliche Zellproliferation.7
Selektive Inhibition des nukleären Exports (SINE)
- Reaktivierung mehrerer Tumorsuppressoren im Zellkern durch Hemmung des Kernexports10,11
- Hemmung der Translation von Protoonkoproteinen durch das Verbleiben der mRNA im Zellkern10,11
- Blockade der DNA-Reparatur10,11
- Reaktivierung der Signalübertragung am Glucocorticoidrezeptor in Gegenwart von Dexamethason12,13,14
BRCA, breast cancer (gene); c-ABL, Abelson Tyrosinkinase; EGFR, epidermaler Wachstumsfaktor; eIF4E, eukaryotischer Translationsinitiationsfaktor 4E; MDM2, murine double minute 2; mRNA, Messenger-RNA; rRNA, ribosomale RNA; SINE, selektiver Inhibitor des nukleären Exports; snRNA, small nuclear RNA; tRNA, Transfer-RNA; XPO1, Exportin 1.
- Verkehrsregeln für den Kerntransport. Unter: https://www.spektrum.de/news/verkehrsregeln-fuer-den-kerntransport/586976.
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